Nordnorwegen
unterwegs in Troms og Finnmarken
September 2022
Im kleinen, gepflegten Hafen in Narvik fehlt wirklich nur etwas mehr Wassertiefe für Segelboote. 1.5m über Kartennull heisst, dass wir bei Ebbe und Springzeit hier raus müssen, oder wir sitzen auf, wir haben 1.7m Tiefgang. Laut Tidenkalender können wir zirka 5 Tage bleiben.
Narvik hat Ampeln, ist eine laute, pulsierende Industrie-Stadt hoch im Norden, hat Museen, Kino, Einkaufscenter, Skilifte. Auf der Eisenerzstrecke (Kiruna-Narvik), der nördlichsten Eisenbahnlinie Europas, fahren wir mit dem «Arctic Train» nach Abisko (Schweden). Das Meisterstück bahntechnischer Baukunst wurde 1902 fertiggestellt. Die Reise ist abwechslungsreich, lange leicht oberhalb des Fjordes geradeaus, steigt die Strecke allmählich an, Birkenwäldchen, Seen (im Winter zugefroren), Berge prägen das Bild. Mit zunehmender Höhe weichen die Bäume der Tundra. In Abisko Østra, (auf 400müM) steigen wir aus und gehen zur gemütlichen «Abisko Mountain Lodge», beziehen unser «Cottage». Der Wanderweg mitten durch die weite, offene Tundra führt uns zu einem Aussichtsberg, dem «Paddus», 600müM. Der Schnee ist nicht weit, die Gipfel rund um uns sind wie mit Puderzucker bestäubt.
Wir geniessen die Sauna, nutzen das WIFI, trinken einen Apero in der Lounge und zum Znacht zartes Rentierfleisch in Streifen, geräuchert und warm serviert mit Fladenbrot, ausgezeichnet. Bei Dunkelheit beginnt der Sternenhimmel zu leuchten, Nordlichter überziehen den Himmel, fantastisch, grossartig.
Nach dem bombastischen Zmorgebuffet checken wir aus und folgen auf unserer heutigen Wanderung dem Kungsleden. Gleich zu Beginn posiert ein Schneehuhn im Sommerkleid für uns auf einem Stein im Wald, wir nehmen den Fototermin wahr!
Der Fluss» Kårsajåkka» rauscht durch eine Schlucht (Abiskojåkka), Nationalpark seit 1908, schon wieder Fototermin! Weiter flussaufwärts hat das Wasser im breiten, verzweigten Kiesbett nun viel Platz, wir wähnen uns in Alaska oder Canada. Der Tag vergeht fast zu schnell, der Zug bringt uns am Abend zurück nach Narvik.
Dieses Schneehuhn konnten wir mit dem Handy aus einer Distanz von ca 1.5m in der Nähe des Bahnhofs von Abisko filmen und fotografieren.
Bei HW+2 (2 Stunden nach Hochwasser) verlassen wir am Mittag mit genügend Wasser unter dem Kiel problemlos den Hafen und sind am Abend wieder im schönen Hafen von Liland.
Tags darauf gleiten wir durch den schönen, ruhigen, engen Ramsund, sehr empfehlenswert! Die Durchfahrt ist schmal, oft nur etwa 3 Meter tief, jedoch gut markiert. Strömung haben wir kaum. Am Mittag (HW-1) fahren wir in den Tjeldsund, plötzlich ist es sehr weit und offen, die Sonne scheint. Wir haben 1.5 Knoten Strom mit uns, er schiebt uns eine ganze Stunde lang. Gegen 15 Uhr machen wir in Harstad fest am Schwimmsteg vor dem Stadtzentrum. Ein Fischerboot legt kurz darauf an, schenkt uns einen Haddock (Fisch).
Die SY-Flinthörn mit Katrin (CH) und Claus (D) aus Konstanz legen an, wir trinken einen Kaffee bei uns auf dem Schiff. Sie haben letztes Jahr auf ihrem Schiff in Svolvær überwintert.
Ein riesiges Alu-Segelschiff legt an, die SY-Qilak, mit Skipper Philippe. Er bietet Segelreisen im oberen Preissegment an, nicht unsere Liga.
Bilderbuchwetter!! Wir pilgern zum Einkaufszentrum (nonfood, 1.7 km) und kaufen, was man halt so braucht (Zahnbürste, Handy-Etui…) Am Nachmittag gehen wir auf dem schön angelegten Spazierweg dem Ufer entlang zur alten Steinkirche in Trondenes, leider ist sie geschlossen. Unsere Hoffnungen auf einen Winter-Liegeplatz hier zerschlagen sich.
Heute Abend essen wir ausgewogen im Havne Paviljongen (Kaikanten) Fish ‘n Chips und Hamburger; hier sind auch die Duschen und die Waschmaschine untergebracht.
Beim Verdauungsspaziergang finden wir das Grottenbad, im Stolleneingang hängen Bilder regionaler Fotografen, cool! Wir gehen zurück zum Schiff, die blaue Stunde zaubert schönes Licht über der Bucht, es ist ruhig, kein Wind, wir schlafen bestens.
Um 9 Uhr legen wir ab und segeln entspannt nach Engenes, einem kleinen, geschützten Naturhafen. Den Gästesteg suchen wir vergebens, wir machen bei HW an der Kaimauer fest, telefonieren mit dem Verantwortlichen und können bleiben; es beginnt zu regnen, es hat Wifi, wir bleiben an Bord und geben bei LW am Abend etwas Leine wir sind 2 Meter tiefer.
Roger telefoniert nach Finnsnes und schreibt eine E-Mail an Stig, irgendwer hat uns irgendwann erzählt, da gäbe es eventuell freie Liegeplätze; mit der Schnellfähre ist man von dort in 75 Minuten in Tromsø.
Kurz vor 9 starten wir, «nachem Räge schint d ‘ Sunne», fantastische Stimmung. Die Sonne lässt mit ihrem flachem Einstrahlungswinkel die Konturen der Berge hervortreten, die Mischwälder zeigen Herbstfärbung, die kleinen farbigen Dörfer machen sich gut in den grünen, abgemähten Wiesen am Ufer. Kurze Regengüsse kreieren Regenbögen, wieder ein wunderbarer, geschenkter Tag!
Wir fahren unter der 41m hohen Brücke hindurch machen fest in Finnsnes, in der Marina Gisund und spazieren ins nahe Industriezentrum mit Einkaufscenter, Marineshop und Elektroladen. Ein Kran transportiert unermüdlich Fischernetze von A nach B.
In den 200nok Hafengebühr ist alles inbegriffen (WC, Dusche, Waschmaschine/Trockner, Strom, Wasser), eine sehr gepflegte Marina.
Am Nachmittag kommt Stig vorbei und es sieht tatsächlich so aus, dass wir hier einen Liegeplatz bekommen könnten.
Der Wind weht kräftig aus Norden, es ist kalt, die Sonne scheint jedoch. Die Herbstfärbung ist fortgeschritten, wir wandern auf den Hausberg, den Varden, durch lichten Birkenwald, am Boden verwelkende Farne, farbige Stauden, Heidelbeeren, Erikas, die letzten paar Meter ohne Bäume. Oben steht ein grosser Steinhaufen, daneben eine kleine Schutzhütte (Kvilebua), mit grandioser Aussicht auf die Insel Senja.
Die Tage vergehen, es hat sich herumgesprochen, dass wir einen Winterliegeplatz suchen, mehrere Personen fragen sich durch. Eines Tages kommt Stig Halvorsen der Hafenmeister vorbei, und wir einen Liegeplatz für die Merci in der Gisund Marina!!!!
U macht ein Inserat auf ronorp, es melden sich Christian und Sara aus Wabern in der Schweiz. Sie vermieten uns für November und Dezember ihre Wohnung inklusive Opa-Kater...
Trudy und Housi organisieren die Autonummer für uns und werden sie nach Gråsten schicken, in die Marina Minde, wo unser Einkaufswägeli (Hyundai Atos) steht.
Narvik
Der Arctic Train verkehrt zwischen Narvik und Abisko. Die Strecke führt durch eine atemberaubende Landschaft.
"Narvik - Finnsnes", 02.09.2022-2.09.2022
Strecke: 93nm
Motor:
Übernachtungen. 21
Orte: 5