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Senja


Senja umsegeln


September / Oktober 2022

Der Wetterbericht ist für mindestens 1 Woche sehr gut, wir machen uns parat, Senja zu umrunden, die zweitgrösste Insel Norwegens.

Um 1430 legen wir ab und motoren den Gisund-Sund nordwärts, die Wälder sind immer noch gelb und rot, zwischendurch scheint die Sonne, das Wasser glatt wie ein Spiegel: Frieden, Ruhe.

Nach knapp 2 Stunden legen wir in Gibostad (Senja) an, in einer Box. Am Ufer zwei Schiffswracks, ein ausrangierter Kleinbus mit Zebramuster, viel Unrat, die alte Werft rostet vor sich hin; alles auf den ersten Blick nicht sonderlich einladend. Die Piers werden jedoch erneuert, die alten Hafengebäude (bis 200-jährig) sind sorgfältig restauriert, Modelle alter Schiffe sind ausgestellt, die Geschichte der Gegend wird lebendig erhalten: Liebe auf den zweiten Blick!! Im grossen «Joker» an der Dorfstrasse kaufen wir eine Glace.

Ein paar Schritte der Strasse entlang und wir machen das Schild «»Vertshuset» aus. Die Türe steht offen, der Koch begrüsst uns; ja das sei ein Wirtshaus, er sei Stig, wir sollen doch reinkommen. An den Wänden hängen alte Seekarten, Gegenstände rund um die Seefahrt stehen herum, schiffig. Wir können uns dem Charme von Stig nicht entziehen, essen Lachs an Buttersauce mit Kartoffelstock. Die frisch gebackenen Muffins von seiner Frau Nån lassen wir uns auch nicht entgehen. Ein geschenkter Tag!

Das Wasser glatt wie ein Spiegel, die Hänge der Hügel beidseits des Sundes in den prächtigsten Herbstfarben. Nach 10 nm kommt Wind auf, perfekt, wir segeln die nächsten 7 Meilen bis vor den Hafen in Sommarøy. einer kleinen Insel vor Senja. Der kleine, geschützte Steg hat Platz für 2 Segelboote, beim Campingplatz nebenan wird die Hafengebühr entrichtet, da sind auch die Sanitäranlagen mit Dusche (10nok) und Waschmaschine.

Auf der Nachbarsinsel Hillesøy, sind wir rasch auf dem Nordkollen (216müM), entlang einem Tau geht es in der Falllinie hoch, es windet stark, die Aussicht hinüber nach Senja und hinunter auf Sommarøy und gegen Tromsø bei diesem Prachtwetter grandios.

Beim Bummeln treffen wir Olivier Pitras bei seinem 75 Fuss Schiff. Er hat als erster Franzose die Nordwestpassage in einem Segelschiff geschafft (www.69nord.com). Spontan lädt er uns zu einem Kaffee in seinem Traumhaus ein. Nebst seinem Unternehmen arbeitet er als Mentaltrainer. Er hat Pläne, analog zur Jules Verne Trophy ein Rennen rund um den Nordpol ins Leben zu rufen.

Am Abend sehen wir das Nordlicht. Wir sind begeistert von Senja!!

Wolkenlos, 9 Grad, es windet mit 15 Knoten aus SE, herrliches Segelwetter. Durch den Archipel steuern wir konzentriert, anschliessend lassen wir es gegen Westen rauschen. Weit vorne sehen wir Andenes (Lofoten).

Eingangs Øyfjorden steht der markante Vogelfelsen (ohne Vögel). Die Sonne steht auch am Mittag nicht hoch am Himmel, die Konturen an den Felsen zeichnen sich klar ab, wahnsinnig schön! Hinten im Fjord machen wir auf der kleinen Insel Husøy, im Fischerboot-Teil des Hafens an einem Pontoon fest, gehen zum «Joker» und melden uns an, bezahlen müssen wir nichts, danke! Auch hier kein Strom.

Der Spaziergang zum Leuchtturm dauert 5 Minuten, eine weitere Perle dieser kleine Ort. Am Abend wenig Nordlicht.

An Holzgestellen zum Fischtrocknen vorbei kommen wir vor eine steile Felswand, da beginnt der kaum sichtbare Pfad, rutschig, über blanke oder bemooste rutschige Felsplatten, definitiv keine Freude, weiter oben wird der Weg besser. Beim Sendeturm auf etwa 350müM als Belohnung Bilderbuch-Sicht auf Husøy! Zurück gehen wir auf der Fahrstrasse! Der Hafen ist um 16 Uhr schon im Schatten, wir legen ab und sind bald darauf im Fjord noch in der Sonne, im Abendlicht fahren wir entlang der Felsen, unglaublich schön.

  • Das Vertshuset von Stig und Nån in Gibostad

  • Meer und steile Berge 

  • grenzenlose Aussicht bei Olivier

  • Herbst bei Husøy 

  • Insel Husøy mit geschütztem Hafen

    Im letzten Tageslicht fahren wir in der betonnten Einfahrt vor Senjahopen vorbei an «Hector», dem Baggerschiff. Der Koloss baggert die Einfahrt auf über 12 Meter Tiefe aus. Im grossen Hafenbecken wird Land gewonnen, riesige Mengen Schutt, Kies und Sand werden aufgeschüttet. Senjahopen ist keine Segler-Perle, es wird gebaut im grossen Stil, die Fischindustrie rüstet sich für die Zukunft in der (eisfreieren) Arktis…

    Wir dürfen am Fischerponton festmachen, gratis, ohne Strom.

    Steiler, aber schöner Aufstieg zum «Roalden», vorbei an kläglichen Resten eines Gletschers und einem kleinen Gletschersee. Etwas unterhalb des Gipfels (ca 620müM) grandiose Sicht auf Bergseen und hinüber fast bis Tromsø, wahrscheinlich die letzte grössere Wanderung diese Saison

    Zurück auf der Merci schauen wir einem Bagger zu, wie er die neue Hafenbefestigung macht. Tonnenschwere Brocken hievt er auf seine Schaufel und platziert sie zentimetergenau auf die darunterliegenden Steine, beeindruckend. Es ist bedeckt heute, kein Nordlicht.

    Gegen 22 Uhr erschüttert eine Detonation den Hafen, die Vibrationen sind auf dem Schiff gut spürbar. Keine Reaktion ringsherum, nur «Hector» beginnt zu baggern!?

    Heute wieder wolkenlos, wir können sogar segeln. Eine grosse «Ente» outet sich beim Blick durch den Feldstecher als Gelbschnabeltaucher, ein prächtiges Tier! Über einer Untiefe zieht Roger einen Köhler (Seelachs) raus. Etwas später machen wir eine Schar junger Papageientaucher aus. Geschützt hinter einem Archipel liegt Hamn, im grossen Becken machen wir am etwas in die Jahre gekommenen Ponton fest, es hat Wifi und Strom. Er gehört zum Hotel (inkl Sprudelbad mit Sicht aufs Meer, Sauna und Apartmenthäusern).

    Wir sind sowas von verwöhnt diesen Herbst im hohen Norden. Nach dem doch eher verregneten Sommer dieser wundervolle Herbst, lauter geschenkte Tage! Wir geniessen den Tag, gehen in die Sauna, waschen unsere Kleider. Auf kahlen Felsen knapp über der Wasseroberfläche sitzen Meerstrandläufer. Wir lassen die Sonne im Meer versinken und essen exzellent im Restaurant. Nordlichter, R fotografiert sie.

    Es ist (noch) schön, Schleierwolken deuten auf einen Wetterwechsel hin. Wieder unterwegs, tauchen vor uns die Vesterålen und das Kap um Andenes (Ziel für nächste Saison?) auf.

    Unser heutiges Ziel Gryllefjord liegt im Schatten, es hat heute wohl keine Sonne gesehen und tut es die nächsten 6 Monate auch nicht mehr. Das Dorf ist gross, die farbigen Häuser ziehen sich fast einen Kilometer entlang der Küste. Der etwas vergammelte Gästesteg ist leer, wir legen an, stöpseln den Strom ein, heizen, trinken einen Kaffee.

    Beim Dorfspaziergang entdecken wir Eis auf einem Steg, gefrorene Pfützen, Rauhreif auf dem Rasen, da war heute keine Sonne!! Es gibt einen Matkroken, eine Schule, ein kleines Krankenhaus, viele Graffities; da wird tatsächlich ganzjährig gelebt! Eine Frau mit zwei Hunden kommt uns entgegen, vorne beim Grillhäusschen habe es einen Otter im Wasser; wir sehen ihn auch! Im Sommer fährt von hier eine Fähre nach Andenes, jetzt ist es still hier.

    Definitiv keine Traumdestination im Winter, auch jetzt schon nicht mehr...

    Bewölkt, trüb, Nebelschwaden, Regen, wir beklagen uns nicht nach den herrlichen Tagen!

    Wir fahren los, aus SE-Wind mit 10 Kn, Wellen, Grosstuch, wir kommen mit gut 5 Kn voran. Der Wind nimmt schnell zu, auf 5-6 Bf, wir haben zuviel Tuch (Segelfläche), zuviel Schräglage, wir müssen reffen.

    Anschliessend kreuzen wir auf bis vor Skrolsvik und machen da im Regen in fest. Nach dem Dorfspaziergang durch das verschlafene Kaff, müssen wir uns an den anderen Steg im SE verholen, hier sei ein privater Steg, wird uns freundlich, aber bestimmt erklärt.

    Sonne und wenig Wind begleiten uns auf unserer letzten Fahrt in dieser Saison, eine Schnellfähre und ein Frachtschiff überholen uns auf dieser «Autobahn» nach Tromsø, sonst ist die Fahrt eher ereignisarm. Die Bäume haben ihre Blätter verloren, die Abhänge sind nun braun und warten auf den Winter. Fischschwärme kräuseln die Oberfläche des Wassers und sofort setzen sich Möwen dazu. Gegen 17 Uhr sind wir in Finnsnes, tanken Diesel (Tank und Reservetank voll) und legen am Gästesteg an. Der einmalige Törn 2022 ist zu Ende!


    • bei Senjahoppen
    • bei Senjahoppen

    • Hamn i Senja

    • Nordlicht bei Hamn i Senja, wo ist der Grosse Bär?

    • Gryllefjord

    • Gryllefjord

    • Gryllefjord liegt am 2. Oktober bereits ganztags im Schatten

    • Die Mermaid bewacht unsere MERCI in Finnsnes


      "rundum Senja", 24.09.2022-04.10.2022

      Strecke: 150nm
      Motor: 72nm
      Übernachtungen. 12 
      Orte: 8