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Jahrhundertsturmflut an der Ostsee


Sep-Nov 2023
Wir nutzen jedes gute Wetterfenster um südwärts zu kommen

Anfang September legen wir bei herrlichem Wetter in Trondheim ab, umfahren im Hafenbecken einen Trupp Eiderenten, motoren bei schönstem Wetter nach Herøya, zum Ferienhaus von Ole und Heidi, und machen an ihrer Boje fest. Wir geniessen einen fantastischen Sonnenuntergang, kitschig-orange-roter Himmel inklusive.

Die enge, malerische Durchfahrt zwischen Hitra und Dolmøya gefällt uns, unter der 16m hohen Vettastraumen-Brücke kommen wir mit unserer Masthöhe von 16.5m bei Niedrigwasser auch durch, überqueren offenes Wasser und machen fest an der Südwestseite von Frøya, am stabilen Steg in Titran vor dem geschlossenen Café Gaustadbrygga. Es ist diesig, windig, kühl, herbstlich; wir brutzeln draussen auf dem Scotti-Grill Lachs-Steaks, verziehen uns nach dem Essen rasch ins warme Boot, es beginnt zu regnen.

Kurz nach 12 Uhr starten wir bei Sonnenschein! Unterwegs zeigen sich einige Grindwale, sie legen sich auf die Seite, scheinen uns zuzuwinken, sehr schön!! Die Ost-Einfahrt nach Veiholmen ist nur 3m tief, eng, Konzentration ist angesagt. Der Ort, ein gelebtes Ballenberg, eine Perle inmitten des Archipels Smøla. Wir geniessen den Sommertag und am Abend ein Konzert der «Lun Aften» in der «Brenneriet».

Nach abwechslungsreicher Fahrt durch den Schärengarten wird es unruhig, 10 Knoten Wind von vorne, kabbelige See. Nach 6 Stunden und 30 nm kommen wir müde in Kristiansund an. Tags darauf sind wir bei Regen unterwegs und machen in Smenesundet am Gästesteg fest. Am Abend roter Himmel im Westen, rotes Meer, das bedeutet nichts Gutes: Wir erwachen mit Regen und Starkwind mit bis zu 38 Knoten, Hafentag!

Weiter geht’s über Midsund nach Sandhamn. Sturm, Hafentag.

Wir legen ab und segeln bei perfekten Bedingungen um Stad bis Silda, da gefallen uns die blauen Galionsfiguren; der marode Steg in Kalvåg tags darauf weniger, das Essen im Restaurant dafür umso mehr.

Heute legen wir früh ab, um mit 4-5 Bf gegenan zu segeln bis Florø; keine Traumdestination, jedoch gut geschützt, Starkwind ist erneut angesagt, der Herbst ist da!

Wieder unterwegs schlängeln wir uns bei traumhaften Lichtbedingungen durch eng beieinanderstehende Inseln, dann empfängt uns eine mächtige Dünung, da müssen wir durch! Mit kräftigem Wind rauschen wir mit bis zu 7.5 Knoten zum reizvollen Askvoll, wo wir uns mit einem Fondue belohnen.

Mit vollen Segeln rauschen wir weiter über den Sognefjord, schauen hinaus ins Graue. Oha, wir werden attackiert von zwei Frachtern, wir halten Kurs, sie weichen aus, alles gut!

Im strömenden Regen und 13 Knoten Wind machen wir am stabilen Steg in Skjerjehamn fest. Ein Handelsposten seit 1641, heute interessiert uns vorallem das Restaurant. Das Interieur ist, wie so oft, eine Kombination aus alt und neu. Wir wettern Regen und Wind ab. Kurz vor Bergen beginnt es zu regnen...bei der Hafeneinfahrt reissen die Wolken auf, wir machen ohne Regen fest.


  • dank Niedrigwasser kommen wir unten durch

  • zirka 500 Minkwale werden jährlich in Norwegen gejagt

  • da wird es eng und untief

  • nicht für schwache Nerven

  • Farben in Veiholmen

  • Dreirad

  • Konzert von Lun Aften in Veiholmen

  • Begegnungen auf dem Sognefjord


    Regenfronten liefern heute etwas unsteten Wind zum Segeln, es macht jedoch Spass! Im strömenden Regen machen wir am Abend im niedlichen Kolbeinshamn fest. Das «Köln Concert» von Keith Jarrett rundet einen weiteren spannenden Tag ab.

    Im Morgengrauen legen wir ab, bald steht flottes Amwind-Segeln an bei 5 Bf zum geschützten Hafen von Langevåg.

    Nun kreuzen wir vier Stunden auf bis kurz vor Haugesund, da geben wir uns geschlagen und fahren den Rest nach Kopervik unter Motor.

    Um 8 Uhr heisst es «Leinen los», alles passt heute, das Wetter (17 Grad), die Wellen (keine 2m) und der Wind (4 Bf am Wind). Zufrieden machen wir in Tananger fest.

    Der norwegische Wetterdienst meldet wieder Wind mit Böen bis zu 40 Knoten, Hafentag.

    Wieder draussen, erwarten uns 4 Meter hohe Wellen und raumer Wind mit 5-6 Bf, ein gewaltiger Ritt! Ursula ist zunächst etwas angespannt, geniesst es jedoch bald, der Merci macht es Spass! Nach 40 nm geht es spektakulär zwischen Riffen durch eine enge Einfahrt rein in den Egersund, kaum drinnen: keine Welle, wenig Wind, Ruhe!

    Bei Tagesanbruch um 7 Uhr legen wir ab und segeln gemütlich bei 4 Bf Amwind um das Kapp bei Lindesnesund weiter bis zur Einfahrt nach Mandal. Im letzten Licht legen wir kurz vor 20 Uhr an, etwas müde, jedoch zufrieden, ein herrlicher Segeltag war das heute.

    Es ist immer noch warm mit 15 Grad, das Wasser hat 16 Grad, die Bäume im Herbstkleid.

    Um 10 Uhr legen wir ab und fahren durch die äusserst sehenswerten Schären in Richtung Kristiansand.Zahlreiche Bojen kommen uns in die Quere, die Hummersaison ist im Gange.

    Die Spannung steigt, die Überfahrt nach Dänemark steht an.

    Um 0001 ist Tagwacht, um 0030 wird abgelegt. Draussen erwartet uns schwieriges Wetter. Wir segeln südöstlich (150°) und haben über 30 Knoten wind um die Ohren. Etwa vier Meter hohe Wasserberge türmen sich rund um uns auf, wir sind auf dem Kamm und sausen mit bis zu 10 Knoten ins nächste Tal um wieder hochgehoben zu werden…Das Schiff meistert die Situation prächtig, der Autopilot arbeitet zuverlässig, trotzdem nur bedingt ein Vergnügen. Nach 30 nm wenden wir und segeln nach Osten. Es wird ruhiger, der Tag bricht an. Nach 18 Stunden Fahrt legen wir um 1830 glücklich und zufrieden in Skagen in Dänemark an.

    Um 8 Uhr erwachen wir frisch und ausgeruht, gegen Abend und in der Nacht braust der nächste Sturm mit Regen und Böen mit bis zu 38 Knoten über uns.

    Im Hafenbecken begegnen wir nach dem Ablegen einer Robbe, die Crew von der Boele Bonken empfängt uns in Strandby. Wir verbringen zusammen einen gemütlichen Abend.

    Um 0730 Ausfahren bei Sonnenaufgang, Timing! Das Wetter ist herrlich, die Fahrt nach Hals jedoch eher langweilig, Dänemark ist sooo flach…

    0730 auslaufen: ein «Déja-vu», herrlicher Sonnenaufgang! Der Wind glänzt durch Abwesenheit, wir motoren durch das glatte Wasser, am Horizont ein Windpark, viele Wasservögel tauchen rund um uns auf und unter und lockern so die etwas eintönige Szenerie auf. R hängt die Fischrute ins Wasser, ein kleiner Fisch hängt daran. R nimmt ihn in die Hand und befreit ihn, ein brennender Schmerz. Er leidet zwei Stunden lang, die Hand schwillt an: ein Petermännchen, der Fisch mit den wohl giftigsten Stacheln in Europa. Fazit: Handschuhe gehören in Zukunft zum Fischen mit dazu. Kurz vor 17 Uhr legen wir in Grenå an, der Hafen wirkt trostlos, die Saison vorüber, das Restaurant geschlossen, der Fischmarkt geöffnet, das Abendessen gesichert.

    Schon wieder früh los, heute im Morgengrauen; ein schöner Sonnenaufgang belohnt uns kurze Zeit später. Wir segeln nach Ebeltoft.

    Mit starkem, seitlichem Wind düsen wir tags darauf gegen Abend rückwärts aus der Box und segeln südwärts in die Nacht; ein herrlicher Sternenhimmel über uns. Wir machen Tunø aus, finden die Einfahrt und machen am Schwimmsteg fest, ein herrlicher Segeltag!

    Es ist Sonntag, wir besuchen den Gottesdienst, der Organist hat uns gestern dazu eingeladen. Am Nachmittag bewundern wir einmal mehr das lebende Museum Tunø. In der Schmiede sieht es aus, als wäre gestern noch gearbeitet worden. Der Dorfladen (Kobmansgård) ist sehr gut bestückt für die 71 ständigen Bewohner dieser autofreien Insel. Zu Fuss umrunden wir die Insel (10km), die Jagd auf Tauben und Fasane ist im Gang.

    Um 8 Uhr fahren wir dem Sonnenaufgang entgegen, segeln unter der «Grossen Belt-Brücke» durch, bergen nach gut 53nm, die Segel und legen im letzten Licht in Lundeborg an, ein prächtiger Segeltag!

    Wir legen ab und segeln entspannt nach Marstal, wo wir mit Abendrot, Sonnenuntergang und blauer Stunde verwöhnt werden.


    • Farbe: rot

    • Herrenpissoir in Bergen

    • Die Bedingungen werden rauer

    • Hafentag vor Stad

    • Einfahrt nach Egernsund

    • Mandal, wozu diente dieses Gestell?

    • viel Regen 


      Heute Morgen Sonne, Wärme, kein Wind, kein Flaggenstock. Wo wir den wohl verloren haben? Der Wind erwacht, wir segeln bis nach Kappeln an der Schlei, legen mit dem immer kräftig werdenden Wind bei einbrechender Dämmerung an. Die einmalige, ereignisreiche, wunderbare Segel-Saison ist beendet.

      Ein Sturm baut sich auf, der Pegel steigt, wir verbringen die Nacht auf dem Schiff. Es rüttelt, zehrt an den Leinen, ächzt und stöhnt. Wir bringen eine weitere Leine an bei Wind über 35 Knoten; die Stege sind überflutet, der Pegel ist um etwa 150cm höher als der mittlere Wasserstand. Eine Luv-Leine löst sich mitten in der Nacht, wir können sie wieder anbringen ungemütlich. Die Pfähle sind fast unter Wasser.

      Nach einer nahezu schlaflosen Nacht schauen wir den Ancker-Leute zu, sie kontrollieren in Wattstiefeln nochmals die Leinen. Kurz vor Mittag werden wir abgeborgen und waten auf dem Steg ans Land, der Pegel ist 2 Meter über dem mittleren Wasserstand, irre. Der Sturm (Babete) wird zur Jahrhundertsturmflut. Gegen 21 Uhr werden Böen bis 50 Knoten erwartet, wir gehen ins Hotel.

      Die Pumpen laufen auf Hochtouren, Einstellhallen, Geschäfte, der Quai, alles steht unter Wasser. Bei Ancker-Yachting stehen alle Schiffe in Reih und Glied!  Wir danken den Angestellten herzlich für ihren unermüdlichen Einsatz.

      Nach einer weiteren Nacht im Hotel können wir zurück auf die unversehrte «Merci».

      Die Sonne geht auf, es ist windstill. Die Schäden in anderen Häfen sind immens! Schiffe an Land gespült oder auf den Steg, gesunken oder zerstärkt, ein Bild des Grauens, das Seglerherz blutet.

      Mit Bus, Fähre und Zug kommen wir nach Trondheim, nehmen bei Ole unser Auto in Empfang und fahren los, das Wetter spätherbstlich prächtig, um die Null Grad. Ole hat uns empfohlen, der Küste entlang auf der E39 zu fahren, ein Genuss!

      Am nächsten Morgen fahren wir bei Sonnenschein weiter der Küste entlang durch das auch zu Land wunderbar spektakulär schöne Mittelnorwegen.! In Langevåg, in den ehemaligen «Devold-Fabrikken « ergänzen wir unsere Garderobe mit Merino-Woll-Produkten.

      Das Wetter ist prächtig, wir geniessen die verschneiten Bergspitzen, das Licht der spätherbstlichen Sonne, Birken und Buchen in Herbstfarben. Vorbei an Wasserfällen über Pässe gelangen wir in eine entlegene Bergwelt: schwarzgefrorene Seen, Schnee, glattgehobelte Felsen, unwirklich!

      Wetterwechsel, es «strubusset», Wintervorboten in Norwegen. Eine Fähre bringt uns von Kristiansand nach Hirtshals und schon sind wir wieder in Kappeln. Das Boot kommt aus dem Wasser, direkt in eine Halle, das Teakdeck wird aufgehübscht.

      Munter machen wir uns bei schönem Wetter und ein paar Regengüssen auf den Weg in die Schweiz.

       


      • Ankunft in Tunø

      • Tunøhafen mit Vollbelegung (zvg)

      • Organist in der Kirche Tunø

      • in Dänemark ist es manchmal ruhig...

      • ... und manchmal stürmisch

      • vor der Sturmflut. Die Boote werden so gut wie möglich gesichert

      • Sturmflut. Wir verbringen zwei Tage im Hotel

      • Die Fähre Kiel-Oslo verbrennt immer noch Schweröl. Daumen runter.

      • Kreisel im Tunnel

      • Waschtag für unser "Einkaufswägeli"