Granola Camp
unterwegs mit Schlittenhunden in Schweden
Wir werden von Sandrine herzlich empfangen und in der gemütlichen «la Grange» einquartiert. Zusammen mit Ehemann Jo(nathan), ihrer 4 Monate alten Thaïs, Kleinhund Snoopy, Emma (Frau für alles) und den 36 Schlittenhunden führt sie im Winter dieses kleine Juwel.
Wir treffen uns mit Marie-Laure und Thomas, den zwei weiteren Gästen, untergebracht in «La Stuga», und lassen die Hunde alle miteinander ins Freigehege. Erstaunlich, sie vertragen sich miteinander. Sie tollen sich aus, sind kämpferisch, scheu, anhänglich, zurückgezogen......Eigenschaften, die auch uns Zweibeiner voneinander unterscheiden.
Fürs Abendessen (Trockenfutter in etwas Suppe) bringen wir sie anschliessend in ihre Zwinger, wo sie auch die Nacht verbringen, ausser es wird zu kalt, dann dürfen sie in einen «Stall».
Jo hat für uns die Sauna mit Birkenholz eingeheizt, anschliessend geniessen wir das feine Gratin von Sandrine.
Tags darauf versorgt uns Jo mit Infos betreffs Schlittenhundefahren, das Brustgeschirr anziehen, die Hunde anleinen. Die Tiere heissen Pepito, Reivo, Twix, Balisto, Kinder, Batman, Watson, Tolga, Chaussette….
Im Sommerhalbjahr leben die Gastgeber in Praz sur Arly bei Megève (Chamonix). Sie arbeiten dort viel mit Kindern, daher die vielleicht etwas seltsam anmutenden Hundenamen.
Den Hunden geht es sehr gut hier, sie sind äusserst gut erzogen. Sandrine und Jo kennen ihre Eigenschaften, Vorzüge, Macken, sie sind Teil der Familie. Sind sie zu alt zum Arbeiten (10-Jährig), bleiben sie bei ihnen bis zum Tod, schön! Sie werden zum «canirando» eingesetzt.
Wir fahren los, jede(r) von uns ein «Musher», über gefrorene Seen, durch Wäldchen und Moore; bei Sonnenschein und -9 Grad, fantastisch; die je 4 Hunde ziehen unermüdlich den Schlitten mit uns. Wir kommen nach 2 Stunden zurück, knapp 25 km, befreien die Tiere von der Zugleine, vom Brustgeschirr. Einige legen sich erschöpft hin, andere wandern herum, machen einen zufriedenen Eindruck. Wir bringen sie anschliessend in ihre Zwinger und geben ihnen zum Mittagessen Suppe; sie warten geduldig, bis ihr Napf gefüllt ist, kein Gerangel, kein Gebell.
Es ist sehr familiär, wir fühlen uns als einen Teil der Familie. Marie-Laure und Thomas tauschen sich mit uns beim Abendessen aus über die Erlebnisse des Tages, über Kinder und Grosskinder, Weltgeschehen....
Heute spannen Roger und Ursula die Hunde vor den Schlitten mit Hilfe von Jo und Emma. Nun sind die sonst so ruhigen Tiere nicht mehr zu halten, sie zerren an der Leine, heulen, wollen los. Schon sind wir unterwegs, bei Temperaturen um -8 Grad und strahlend blauem Himmel, durch die verschneite Gegend, einfach traumhaft. Marie-Laure und Thomas sind mit Emma etwa 5 km gelaufen, «canirando».
Jo schaufelt am Waldrand Schnee weg, macht Feuer, wir sitzen alsbald im Kreis um die Feuerstelle und grillieren an Teleskopgabeln Würstli für Hotdog, voilà, nordisches Barbeque.
Nach einer knappen Stunde sind wir am Nachmittag mit den Schlittenhunden daheim, füttern sie, machen Sauna und essen zu Abend. Zum Dessert gibt es eine bombastische «Princesstorta», sozusagen das Nationaldessert von Schweden.
Sandrine und Jo bringen die Tiere in den Stall, die Temperatur fällt erneut auf -30 Grad…
Heute fährt uns Jo im VW-Van zum Storforsen, den riesigen, eindrücklichen Stromschnellen des 400 km langen Piteälven (PiteFluss).
Auf der Heimfahrt sehen wir in etwa 100 Meter Entfernung ein paar Rentiere grasen, etwas später nimmt ein Elch-Muttertier mit zwei Jungen den Fototermin wahr.
Beim Abendessen sind wir uns einig, wir haben wieder einen fantastischen Tag erlebt.
Am nächsten Morgen machen sich Marie-Laure und Thomas bereit zur Schlittenhundefahrt mit Jo, wir sind mit Emma und Rentnerhunden unterwegs, «canirando». Emma will den kommenden Sommer in Skandinavien verbringen vielleicht kreuzen sich unsere Wege irgendwo in Norwegen?
Canirando ist cool, die Hände sind frei; ideal bei ausgedehnten Wanderungen.
Am Abend gibt es ein «Tartiflette», ein «Gratin savoyard», ein Gaumenschmaus!
Wunschprogramm am letzten Tag: wir entscheiden uns heute für einen gut 20km langen Hundeschlitten-Vormittag. Sandrine führt uns durch eine eher flache Gegend, Seen wechseln sich mit Wäldern und Mooren ab. Am Nachmittag versuchen wir uns im Eisfischen. Wir bohren Löcher, legen oder setzen uns bei -10 Grad daneben und lassen die kurze Rute ins Loch gleiten. Die Sonne verschwindet etwa 17 Uhr hinter dem Wald, es wird empfindlich kalt, wir packen unsere Sachen zusammen, die Fische lassen wir im See. Ein friedlicher letzter Tag.
Am Abend essen wir alle zusammen, leichte Wehmut hängt in der Luft. Wir sind sehr eingenommen von Sandrine und Jonathan, wie sie leben, mit den Hunden umgehen, die Ruhe, die sie ausstrahlen, wie sie uns an ihrer Passion teilhaben lassen.
Noch ein letztes gemeinsames Frühstück, packen, Abschiedsfoto mit allen, Tränen in den Augen.
Wir möchten wiederkommen und Anfang Februar den Sami-Markt in Jokkmokk besuchen.
Canirando
Ursula und Emma beim Canirando
(foto: ed)
Eisfischen auf dem See
Eisfischen
Elche am Strassenrand