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Juni 2024
Die Shetland-Inseln und die Insel Fair Isle im hohen Norden Grossbritanniens sind ein wahres Naturparadies, die dort lebenden Menschen äusserst freundlich.

In Lerwick haben wir herrliches Pfingstwetter, wir nehmen die Fähre nach Bressay, wandern quer über die Insel, werden mit einem Dinghi nach Noss übersetzt und stapfen los, vorbei an zig Schafen, die meisten mit einem oder zwei Jungtieren; vorbei an 6 Robben, die sich faul auf einem kleinen Felsen lümmeln. DAS Highlight der Insel sind die in der Wiese brütenden Skuas (Raubmöwen), sowie die immensen Vogelfelsen mit Tölpeln, Sturmvögeln, Trottellummen, Tordalken, die wir aus nächster Nähe beobachten können!

Heute nochmals «Birdwatching», mit einem Schiff. In Höhlen brüten Dreizehenmöwen und Krähenscharben, die Vogelfelsen sehen wir heute von unten, imposant.

Wir setzen die Segel und segeln gemütlich zu den Outer Skerries, der östlichsten Inselgruppe Shetlands. Ums Kapp werden wir etwas durchgeschüttelt, Strom gegen Wind, ab Morgen berechnen wir die Gezeiten genauer. Wir bergen die Segel vor der Nordeinfahrt und legen am Fähranleger an bei Niedrigwasser, es hängen Pneus, der Tidenhub beträgt 2 Meter.

Das Dorf hat noch 21 ständige Einwohner, vor einigen Jahren waren es noch 61. Im Tante-Emma-Laden kaufen wir eine Glace, bezahlen die Liegegebühr und können nun für die knapp 40£ während 30 Tagen in ganz Shetland gratis anlegen. Wir sind hier, am Ende der Welt, DIE Attraktion des Tages, die Einheimischen grüssen uns ausnahmslos überschwänglich.

Die Sonne scheint, vorbei an Wiesen voller Blumen begegnen wir Schafen, einer Robbe, Sturmmöwen, Krähenscharben und Singvögeln. Es ist nie still, immer trillert, zwitschert oder jammert ein Vogel. Am Ufer liegen Teile einer ehemaligen Fischfarm, viel Unrat, Gerümpel, Fässer und Schläuche, alte Netze; in einer Bucht hängt ein verwittertes Segelboot an einer rostigen Kette an einer zweifelhaften Boje, schade. Am Abend regnet und windet es.


Lerwick, Hauptort auf Shetland

Lerwick

Tradition trifft masslos

Lerwicck

Skerries: eine eigene Inselwelt

Skerries: Der Inselladen für die restlichen 46 Bewohner

ein Gehöft im Baltasound

funktioniert noch!!!

Burra Firth, nördlichste Bucht in GB

Muckle Flugga, nördlichster Leuchtturm in GB

unterwegs mit Trudy und Housi, einmal trocken...

...manchmal nass

    Wir legen um 8 Uhr ab, es hat kaum Wind, jedoch etwas Gegenstrom. Im Baltasound fahren wir vorbei an Muschelbänken und machen an der Innenseite des Piers fest, natürlich hängen da wieder Pneus. Wir haben Hochwasser, das Anlegen ist einfacher als gestern. Ein nigelnagelneues Servicegebäude beim «smallboat harbour steht uns zur Verfügung. Wir gehen zur nördlichsten Post von Grossbritannien, der Einkaufsladen daneben ist noch nicht im 21. Jh angekommen, aber gemütlich. R hat einen Termin beim Coiffeur, ich gehe zum Schiff zurück, vorbei an einem alten Steg, wo sich eine Robbe räkelt. In der «Public Bar», etwa 1 km vom Hafen entfernt, gibt es für R am Abend ein Guinness, für mich einen Cider.

    Unterwegs zum «Hermaness»-Naturreservat begegnen wir (endlich) Shetland-Ponys!! Das Reservat bietet Natur, riesige Vogelfelsen, voll mit Basstölpeln, (whow) und auf den grasigen Abhängen direkt vor uns lümmeln Papageientaucher (puffins) herum, so süss!!!

    Am Abend, in der «Public Bar», setzen wir uns an den Tisch zu einem Paar, die Frau spricht uns auf Dialekt an. Wir laden sie zum Znacht auf dem Schiff ein, wir werden Chantal und Cédric im Herbst gerne bei ihnen zuhause besuchen.

    Um 1245 legen wir im Nebel ab, fahren aus dem Baltasound heraus und nordwärts, biegen ein in den Burra-Firth und der Nebel ist weg. Der Anker fällt; gegen Abend legt sich der Wind, dafür sind wir wieder in Watte gepackt, der Nebel umfängt uns, totale Stille auch.

    Anker auf um 0620, wir wollen den Strom mit uns zu haben zum Umrunden des nördlichsten Leuchtfeuers von GB, dem «Muckle Flugga» und um zwischen Yell und dem Mainland ruhig hinuntersegeln zu können; Vögel umschwirren uns, wir sehen die Vogelfelsen von Hermaness von unten. Um 0735 sehen wir mindestens 6 Orcas. Wir halten vorsichtig auf sie zu und sie schwimmen 10 Meter neben dem Boot hin und her, ein Riesenspektakel.

    Wir biegen ein in den Colla Firth, machen am Pier fest, wie immer hängen grosse Pneus.

    Nun spazieren wir zu den «Beorgs of Housetter», Standing Stones eines der wenigen prähistorischen Zeugnisse Shetlands.

    Wir starten mit Bilderbuchwetter ohne Wind um 0930, die Gezeiten geben den Fahrplan vor. In der grossen Bucht von Symbister auf Whalsay erklärt uns der Hafenmeister, wo wir anlegen sollen an der langen Kaimauer (mit Pneus). Ein Fischer schenkt uns zwei Haddocks. Der eine Fisch wird kalt gegart (Ceviche). Wenn wir schon gerade beim Essen sind, noch etwas zu «Haggis» und «Black Pudding». Ersteres besteht aus Innereien, Letzteres ist eine Blutwurst. Etwas später fährt ein weiteres Fischerboot in den Hafen, es hat scallops geladen, Jakobsmuscheln, sie werden sogar in die Bretagne exportiert, hören wir.

    Die Kinder hier springen vom Pier 5 Meter ins 10 Grad kalte Wasser, sie tragen Neopren-Anzüge, Füsslinge und zum Teil Handschuhe, ein Riesengaudi.  Gehen sie an der Merci vorbei rufen sie freundlich «hello», bei den Mädchen folgt darauf verlegenes Kichern.

    Whalsay kommt uns nach den ruhigen Tagen auf den Inseln wie eine «Grossstadt» vor. Es hat einen Golfplatz, ein «leisure centre» (inkl Dusche für uns), eine Fähre mit regem Betrieb, viele Einwohner, viele Autos, einen Supermarkt; für uns ein Fondue (das Erste) im cockpit.

    Wir wandern den Klippen entlang, Krähenscharben, Trottellummen und Möwen brüten. Im Wasser schwimmen Seeotter, die Schafe grasen, Regenpfeifer und Seeschwalben fliegen durch uns aufgeschreckt laut pfeifend herum Im Dorf verpacken Fischern Krabben in Plastikkörbe, je 10 Kilo, ihr Ziel ist Spanien, da müssen sie lebend ankommen, die Armen!

    Shetlandschaf

    Shetlandpony, schön Föhn frisiert

    auf Augenhöhe

    Robbe

    Orca

      Wir laufen aus, es wird heute ein bisschen «e Chrampf». Der Wind kommt aus SW, da wollen wir hin. Zuerst bläst er mit 15 Knoten, ist ja noch ganz angenehm, er nimmt zu, auf 18 Knoten, in den Böen bis zu 23 Knoten, wir reffen, kreuzen auf und bergen vor der Nord-Einfahrt in den Bressay Sound die Segel, da bläst er uns mit bis zu 23 Knoten auf die Nase. Am vollen Albert Dock in Lerwick dürfen wir längs an die REA. Ein fieser Nieselregen setzt ein. Die Rea-Crew lädt uns ein zu einem Drink. Am Abend gehen wir ins «C’est la Vie» essen, die Gastgeber sind Franzosen.

      Heute Morgen, Dienstag, 4.Juni, kommt die Fähre von Aberdeen in Lerwick an mit Trudy und Housi an Bord. Sie richten sich häuslich ein auf der Merci.

      Wir nehmen die Fähre nach Bressay, wollen nach Noss, das Dinghi fährt jedoch nicht, zu viel Wind und Wellen. So gehen wir kreuz und quer über Hügel, durch Erika-Stauden und Schafweiden zurück, unterwegs erwischt uns hie und da uns ein Regenguss. Im Hotel kurz vor dem Fähranleger gibt’s ein Bier.

      In Scalloway machen wir uns auf zum Leuchtturm, eingepackt in Regenhose und Regenjacke, es ist kühl mit 8 Grad. Bei einer Ruine verkürzt Graupel die Mittagspause, auch nicht schön. Etwas später kommen wir an klitschnassen Ponys vorbei, Fototermin und nasse Füsse für Trudy.

      Heute bringt uns ein Bus bei angenehmem Wetter (ohne Regenhosen) an die Südspitze nach «Sumburgh Head». Da ist der Jarlshof, die bekannteste prähistorische Stätte auf den Shetland-Inseln, Carladungen von Kreuzfahrern werden angekarrt. Wir gehen zu den Vogelfelsen, sehen einige wenige Puffins, Tölpel, Tordalken und Trottellummen. Sehr eindrucksvoll sind die Strömungen ums Kapp.

      Schon wieder kalt, trüb und nass in Lerwick, Museumstag.

      Balzt der Basstölpel für die Trottellummen?

      Küstenseeschwalben

      Küstenseeschwalbe

      Puffin / Papageientaucher

      Basstölpel brüten auf Fels

      gesellige Papageientaucher

      Papageientaucher

      Eissturmvögel sind geniale Flieger

      Papageientaucher

      Austernfischer

        Um 0900 legen wir ab in Lerwick und segeln mit der gerefften Genua bis nach Sumburgh, in der «Grutness Voe» fällt der Anker. Viel Schwell steht in der Bucht, also Anker auf und weiter nach Süden, nach Fair Isle. Es ist recht turbulent, Wellen über 3 Meter. Die letzten 1.5 Meilen bis zur Einfahrt in den Nordhafen von Fair Isle sind ziemlich strub, Wind gegen Strom, Wellen bis 4 Meter, teils überschlagend. Rock 'n' Roll. Im Hafen sind 3 Schiffe, wir dürfen längsseits an die «moon». Nach einer Runde «Molotow» sind wir alle bettreif.

        Es windet immer noch stark, jedoch kein Regen (!), wir wandern in Richtung Süden, unterwegs gehen wir in die hübsche, schlichte Steinkirche, mit blauen Kirchenbänken. Dem Laden mit integrierter Poststelle und fröhlichen Besitzern statten wir auch einen Besuch ab, dann geht’s zum Leuchtturm. Der wurde erst 1998 automatisiert. Zum Zmittag suchen wir uns eine windgeschützte Bucht, 10 Seehunde tummeln sich im Wasser und strecken neugierig ihre Nasen in unsere Richtung. Noch schnell zum Flugfeld hoch, dann zu den Puffins. Keine 10 Minuten vom Hafen weg sitzen sie im Gras, stehen am Felsvorsprung, fliegen ab, kommen an, suchen Nestmaterial, sind am Karessieren (hätscheln,kosen, kraulen, streicheln, tätscheln). Wir setzen uns, und sie sind zutraulich, kommen bis etwa 1 Meter an uns heran.

        Die Fähre wird langsam über eine Rampe zu Wasser gelassen, bei schlechtem Wetter steht sie an Land. Sie fährt nach Sumburgh und wird heute Abend wieder hier sein.

         


        Orcas 


        zum Titelbild 

        Dieser Basstölpel habe ich während einer gebuchten Seehund- und Seevögel- Watchingtour zur Insel Noss bei Lerwick mit dem 450mm Objektiv fotografieren können. Es ist das einzige von vielleicht 100 Bildern von fliegenden Basstölpel und Sturmseevögel mit der perfekten Schärfe. Augen, Kopf und Hals sind scharf, sogar die kleinen Wassertropfen vom letzten Tauchgang.