Gegenwind im Kattegat
auch hoch am Wind lässt sichs segeln
von Kopenhagen nach Fredericia
September / Oktober 2021
Kopenhagen verlassen wir gerefft, werden jedoch mit leicht raumem Wind verwöhnt bis nach Helsingoer. Die Burg (Kronborg), sehen wir im Nebel, kurz darauf schwenken wir ein in die Marina. Wir spazieren zur Kronborg, ein schier uneinnehmbares riesiges Fort mit Wassergräben und Schutzmauern.
Das kleine Aquarium im Nordhafen zeigt die im Øresund-lebenden Meeresbewohner, in Aussenbecken dürfen ausgewählte Tiere berührt werden.
Alte Werfthallen beim Fischereihafen dienen als Streetfood-Schuppen, Seefahrtsmuseum, Bibliothek und Bar. Es gefällt uns hier.
Es ist Herbst, unser Ziel (Flensburg) liegt südwestlich von hier, und von dort kommt im Allgemeinen der Wind. Das Segeln wird also etwas anspruchsvoller werden.
Bei Gilleleje, am Nordende der Insel Seeland, bläst er exakt von vorne, aus SW, das Kreuzen bei 5 Bf mit entsprechenden Wellen ist anstrengend; Segeln light ist im Kattegat wirklich nicht angesagt.
Im Hafen von Hundested liegen wir ruhig. Eigentlich sollten wir 4 Tage hierbleiben, nebst einem Aldi hat es kleine Galerien, ein Museum, den Fischerhafen und daher Fisch zu kaufen mehrere Restaurants. Wir setzen uns im Krud in den Wintergarten, ein Cheminée mit richtigem Holz verströmt Wärme und Duft, das Bier schmeckt vorzüglich.
Die Bedingungen am nächsten Tag sind noch etwas härter, am Abend ist Ursula froh, im gemütlichen Hafen von Odden anzukommen. Wir treffen Patrick aus St. Gallen, er ist mit seiner Cirrus allein unterwegs. Vor 10 Jahren waren wir zusammen bei Gibralter auf einem Ausbildungstörn. Am nächsten Nachmittag kommen wir in den Genuss eines Freiluft-Konzertes. Diverse lokale Musikgrössen spielen Country, Pop und Jazz.
Der Wind hat sich ausgetobt, wir segeln los, schweben förmlich durchs Wasser, keine Welle, kein Geräusch, fast mystisch. Sejeroe ist ein herziger Fischerhafen, das Café ist geschlossen, Mitte September ist die Saison schon vorbei. Der Campingplatz ist zu, im Restaurant Spoetten erhalten wir ein einfaches Znacht. Wir sehen Rehe, Hasen, Auerhähne? (oder Birkhühner?).
Das flach auslaufende Westende der Insel hat es uns gestern beim Vorbeifahren angetan. Die Insel (11x2km) besteht aus mehreren zusammengedrückten Moränen aus der letzten Eiszeit. Das Ende der Insel bevölkern Hunderte von Kormoranen, Reiherenten, Möwen. Wir halten Abstand, es wäre nicht fair, sie alle aufzuscheuchen.
Am Abend, an der Mole, trinken wir mit den Charterleuten von der Rassy neben uns noch ein Glas Wein. Alle geniessen die warmen Tage des Herbstes, das sind geschenkte Tage!
Wir kreuzen auf nach Ballen auf Samsö. Ballen ist wohl im Sommer ein Hotspot, der enge Hafen unübersichtlich. Wir geniessen unser Abendessen im Cockpit, schon wieder ein geschenkter Tag!
Wir segeln nach Korshavn, einer runden Naturbucht, whow! Es darf geankert werden, wir gehen an den Steg. Ein Vogelreservat, ein Rundweg hinauf zu Steilklippen, eine der schönsten Gegenden Dänemarks, jedenfalls zu dieser Jahreszeit, paradiesisch! Diese Ruhe, dieser Frieden! Einige Gleitschirmsegler geniessen die Aussicht von oben.
Den Sonnenuntergang geniessen wir auf dem Schiff.
Eine graue Nebelwand schiebt sich am nächsten Tag unterwegs an uns heran und umhüllt uns, Meer und Horizont verschmelzen ineinander, der Wind schläft ein. In der grossen Marina in Bogense stehen die Dalben nur etwa 3.40 m auseinander, nach mehreren Anläufen passen wir doch noch in einen Platz (3.60m). In DK herrscht ab heute Maskenpflicht in den öffentlichen Einrichtungen, die Fallzahlen steigen.
Wir spazieren der Küste entlang; das bekannte Bild, Sand oder Kies im Wasser, grössere Kiesel am Ufer, anschliessend die angeschwemmten Pflanzen, dann die grösseren Steine und Findlinge. Ein kleines Naturreservat schliesst sich an, das Bewusstsein für die fragile Umwelt wird im Norden geschärft.
Zurück im Dorf Bogense, in der Seemannskirche: Steinplatten aus dem frühen 16. Jh mit Personendarstellungen, im Mittelschiff hängen Schiffe, die Stille ist umfassend. Im Dorf stehen einige sehr alte Häuser, massenhaft Kleidergeschäfte (keine Ladenketten wie Zara etc) und mehrere Läden mit Wolle.
Am nächsten Morgen stockdicker Nebel, am Mittag wie aus dem Nichts strahlender Sonnenschein, Ablegen!
Im Osthavn von Juelsminde finden wir problemlos Platz zwischen 2 Dalben. Es ist so dunkel hier, dass wir einen grandiosen Sternenhimmel inklusive Milchstrasse bewundern können
Juelsminde: Herbstanfang und Tag- und -Nachtgleiche. Wir finden Pilze, es ist warm genug zum Baden: ein geschenkter Tag, ein geschenkter Abend!
Bei angenehmem Wind (von vorne selbstverständlich), kommen wir ohne eine Wende direkt vor den Hafen von Brejning. Angemacht an einer Dalbe ist schnell. Grosse, spitalähnliche Bauten fallen uns auf, die Keller’schen psychiatrischen Anstalten, bis 1934 benutzt.
Der Roman «Verachtung» von Jussi Adler-Olsen setzt sich literarisch mit einer Einrichtung auf der Insel Sprogø auseinander, bis 1961 wurden dort Frauen untergebracht.
Im letzten Abendlicht laufen etwa 8 Boote aus, eine kleine Nachtregatta, cool!
Im geheizten Aufenthaltsraum mit gutem wlan machen wir einen Bürotag. Am Abend gönnen wir uns ein gutes, leicht überteuertes Abendessen im Restaurant Galionen.
Eine sehr gemütliche Fahrt unter Segel bringt uns nach Fredericia, hier hat es viele Schweinswale, sie sind geschützt, nachdem sie früher abgeschlachtet worden sind wegen ihres Trans. Wir fahren zum Gamle Havn von Fredericia. Es ist cool hier, eher unser Stil, es hat etwa für 10 Boote Platz.
Wir segeln wir los in Richtung Brücke über den kleinen Belt, 5 nm später fahren wir in den süssen, kleinen alten Hafen von Middelfart, es hat genau 1 Platz, derjenige des alten Schoners, der gerade aus dem Hafen gefahren ist.
Wir wandern nach Middelfart, in den öffentlichen Parkanlagen bei einem Landsitz sehen wir einen Prachtkerl von Birkenröhrling und schneiden ihn, er wird gut sein im Fondue heute Abend.