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August 24
Die Irische See ist kein Zuckerlecken wenn der Sommer (Sommer?) langsam zur Neige geht und sich ein konstanter Südwest-Gegenwind einstellt. Wir sind überrascht über die tristen Orte, aufgegebenen Lokale und Pubs die um 1700 wegen Kundenmangels schliessen. Aber die Menschen lassen sich nicht unterkriegen.

Wir sind ausserhalb von Belfast in der gemütlichen Marina von Carrickfergus, der Wind weht immer aus S oder SW, da wollen wir doch hin. Planänderung: Wir peilen Peel auf der Isle of Man an. Wir verlassen Carrickfergus, segeln an vielen Basstölpeln und Sturmtauchern vorbei in südöstlicher Richtung und nehmen im letzten Dämmerlicht um 22 Uhr eine Boje vor Peel. Nach dem Erwachen können wir bei Hochwasser in den Hafen fahren. In Peel verläuft keine Gasse parallel zur Nächsten und viele Geschäfte stehen auch hier leer. Am Strand liegen viele Jakobsmuschel-Schalen. Die Flagge der Isle of Man ist eine Triskele, aus Sizilien importiert und etwas adaptiert. Heute ist Carneval in Peel, ein fröhliches Fest mit Umzug, Musik, Tänzen Fressständen.

Wir reisen mit dem Bus nach Douglas, um mit der 150-jährige Dampf-Eisenbahn nach Port Erin und wieder zurückzufahren (Rückfahrt im strömenden Regen).

Mitten in der Nacht (bei strömendem Regen) fahren wir über den Sill hinaus in die pechschwarze Nacht. Da erwartet uns ungemütliches Amwind-Segeln bei bockigem Wasser. Die Wolken verziehen sich immerhin und ein fantastischer Sternenhimmel begleitet uns durch die unruhige Nacht. Am Morgen schläft der Wind ein, die Wellen bleiben uns erhalten, der Strom ist gegen uns, der Versatz ist enorm! Delfine begleiten uns während 10 Minuten, danke! Etwas erschöpft nehmen wir uns vor Holyhead eine Boje des Segelclubs.

Es hat wenig Häfen hier oben und zum Ankern ist es bei Wind um die 25-30 Knoten auch nicht überall angenehm, zumal die Gezeiten oft noch Schwell verursachen.

Peel Castle

Peel, Isle of Man

Die besseren Zeiten sind schon lange vorbei (im Norden Englands)

nicht unterkriegen lassen

Carnival Peel

Carnival Peel

Carnival Peel

Carnival Peel

    Wie schon seit Tagen besteht unsere Hauptbeschäftigung aus «Passage Planning»: Wind (nicht) gegen Welle, bei Tidenhäfen Ein- und Ausfahrten berücksichtigen…Wir wissen schon kaum mehr, ob es Morgen oder Nachmittag ist, ob es eindunkelt oder der Tag anbricht.

    Heute starten wir wieder in der Nacht, um 0100. Kaum sind wir aus dem Schutz der langen Hafenmauer heraus, beginnt ein wilder Ritt. Wir sind im Cockpit angeleint! Anstelle der angekündigten 15-17 Knoten Wind sind es 22, in den Böen vereinzelt bis 30. Der Strom schiebt mit fast 3 Knoten, um uns weisse Gischt, wir werden hochgehoben und sausen danach in die Tiefe, Waschküche. Es wird Tag, die Verhältnisse etwas ruhiger, wir entspannen uns. Es regnet, endlich taucht das Bojenfeld vor Porth Dinllaen vor uns auf. Wir sind müde, essen das letzte Fondue aus der Schweiz und planen schon wieder. Der Wind soll ausnahmsweise aus Westen kommen, das ist doch eine Ansage.

    Heute, um 0230, nach 5 Stunden Schlaf fühle ich mich einigermassen frisch. Wir kurven sorgfältig aus dem Bojenfeld heraus, die See ist ruhiger als gestern, und wir segeln genau auf unser Ziel zu, das ist doch mal was! Die Sonne scheint den ganzen Tag, der Anker fällt vor Fishguard auf 3m Wassertiefe. Es ist friedlich, wir sitzen bis zum Eindunkeln im Cockpit.

    «Anker auf» bei Sonnenschein, bald sind wir für kurze Zeit in einer Nebelbank. Nun segeln wir vor Wales, an einer lieblichen, hügeligen Landschaft vorbei.

    Bei «Strumble Head» treffen zwei Strömungen aufeinander, wir sind mitten in der Waschküche, wieder angeleint. Im Cockpit. Zwischen «North Bishop» und «The Bishops and Clerks» hat es hoohhee Wellen und 3.5 Knoten Strom mit uns. Ein respekteinflössendes Schauspiel, wir sind hin und hergerissen zwischen Faszination, Staunen und Ehrfurcht.

    Roger meint: Jedes Kap eine Waschküche!

    Douglas, Isle of Man

    Isle of Man Railway

    Isle of Man Railway

    Isle of Man Railway

    manueller Mischer

    ?

    aufgegebenes Ladenlokal

      Vor Milford im Bojenfeld nehmen wir uns eine freie Boje für die Nacht, am Morgen fahren im Nebel vorbei an riesigen Öl-Terminals bei Hochwasser in den «Milford-Haven».

      Die Sonne zeigt sich und der SE-Wind bringt warme, trockene Luft. Wir waschen, lüften, trocknen die Matratzen in der Vorkoje und geniessen einen Drink im Hafenrestaurant. Leider sind die Moules ausverkauft, schade, wir finden eine Alternative auf der Speisekarte.

      Im Ort begegnet uns die allgegenwärtige Armut. Geschäfte geschlossen, Häuser notdürftig unterhalten, kaum Menschen, keine Spielplätze, keine spielenden Kinder, kein Lachen. Die Stimmung ist gedrückt, langsam auch bei uns.

      Es ist regnerisch heute, wir fahren raus ins trübe Grau, die See ist unruhig, auf dem offeneren Meer beruhigt sich die Lage zum Glück etwas. Zwei weitere Lichtblicke: Es hört auf zu regnen und ein kleiner Delfin begleitet uns ein paar Minuten, viele Sturmtaucher und Tölpel auch, sie scheinen die Wellen zu mögen. Wir setzen die Segel, die Wolken haben sich verzogen, die Sonne geht im Meer unter, etwas später der Mond, nun sind wir allein mit dem Sternenhimmel und der Milchstrasse über uns. Immer wieder kommt ein Delfin auf Stippvisite, schön! Gegen Morgen werden die Wellen wieder hoch und wirr, aber irgendwann sind wir um das Kap, lassen die irische See im Kielwasser und sind auf der Südseite Englands, in Cornwall. Die Sonne scheint, die See beruhigt sich, wir uns auch und so segeln wir gemütlich nach Newlyn, wo wir einen Platz im grossen Fischereihafen erhalten. Die Depression des Nordens ist weg, im Pub trinken die Arbeiter ihr Feierabendbier, im Hafen werden Fische angeliefert, sortiert und in Lastwagen verstaut. Es ist warm, wir lassen die Seele baumeln.

      In Penzace, dem Nachbardorf, hat es viele kleine Geschäfte mit lokalen Produkten wie Seife, Töpferwaren....Es hat Touristen, der Ort lebt.

      Im vollen, zweistöckigen Touristenbus lassen wir uns über schmale Strassen durchs Land schaukeln in Richtung «Lands End». Wir wandern bei bestem Wetter auf dem «South West Coast Path» ostwärts: schön, wir stehen auf steilen Klippen, sehen hinunter auf sandige Strände, Seelöwen und Seehunde. Gegen Abend kommen wir nach Porthcurno mit seinem ausserordentlich schönen Sandstrand.

       

       

      Holyhead Bay

      Holyhead

      Milford

      Milford

      auch hier: ungepflegte Yacht. Das Geld fehlt auch in der Mittelschicht

      letzte Etappe Irish Sea, das Wetter soll in der Nacht besser werden