Lofoten rundum
Die Einfahrt in die Bucht Gullvika ist eng und untief, traumhaft schön. Wir legen zuhinterst an einem Privatsteg an. Die Vögel zwitschern, Tannen haben Schösslinge, die Birken zartgrüne Blätter, Farnblätter entrollen sich, Gras, Kräuter und Stauden strecken sich der Sonne entgegen, Frühling!
Am nächsten Morgen regnet es, die Bergspitzen sind weiss überzuckert, wir haben im Schiff 9 Grad: Aufstehen, anziehen, ablegen. In Svolvær haben wir dank Landstrom bald wohlig warm. Zudem hört der Regen auf, (fast) alles gut.
R holt im «Kringla», der besten Bäckerei nördlich Flensburg, ein knuspriges Sauerteigbrot. Zum Apero gehen wir ins «bacalao» und nutzen das Wifi. Die Stege füllen sich bis am Abend.
Ein 24h-Sonnenschein-Prachtstag bahnt sich an. Tommy von skipselektronic kommt den Motor des Bugstrahlruders holen, der macht keinen Wank. Das viele Kondenswasser im Stauraum in der Vorkoje unter den Betten, bedingt durch die tiefen Wassertemperaturen, bekommt ihm nicht. Bei der Gelegenheit leeren wir den Stauraum. Wir haben 3(!) Leichtwindsegel (Blister, Parasailor, Spinnaker,). Letzteren legen wir auf den Steg «zu verschenken». Um die Luftzirkulation zu verbessern, bohrt R ein Loch in das Holz und montiert einen Ventilator. Wir werden die Bordwand noch mit Armaflex isolieren.
Bulltron werden uns aus Deutschland eine neue Batterie, schicken, das nennen wir Service!
Am Abend essen wir das erste Mal diese Saison draussen im Cockpit, herrlich! Es ertönt das sonore Horn eines Hurtigrutenschiffes, kurz darauf läuft die «Richard With» ein.
Ein grosses Kreuzfahrtschiff liegt vor Anker, die Shuttle-Boote fahren ununterbrochen hin und her, Svolvær ist voll. U hat noch einen Termin beim Coiffeur, dann flüchten wir, steigen die von Sherpas erbaute «Djeveltrappa» hoch, und weiter bis zum «Djevelporten» (Teufelstor).
Der Elektriker bringt den geflickten Bugstrahl-Motor, diese Baustelle hat sich hoffentlich erledigt. Starkwind und Regen sind angesagt, der Hafen daher gut gefüllt.
Bei diesigem Wetter legen wir ab und legen eine Stunde später in Storvågan bei Kabelvåg in einer engen, stillen Bucht an, bei der liebevoll gepflegten Rorbuer-Hotelanlage Nyvåger. Im Restaurant lassen wir uns den Wein der Marke «in cod we trust» (Cod=Dorsch) schmecken. Die Sonne ist wieder da und schickt wunderbares Licht auf die spiegelglatte Wasseroberfläche. Wir wandern um einen See, dann entspannen wir uns im Spa und der Sauna, kühlen uns im 7 Grad warmen Meer ab und sünnelen anschliessend auf der Merci. Ein geschenkter Tag!
Nach kurzer Fahrt in die Nachbarbucht (Kalle) mit viel Sonne, keinem Wind und einem gefangenen Skrei hängen wir uns zuhinterst bei Hopen an eine Boje. Ein Koloss von einem Berg ist 24 Stunden von der Sonne beschienen, um 23 Uhr im Abendrot, bald darauf im Morgenrot.
Gemütlich segeln wir vor dem Wind (8-12 Knoten) nach Stamsund und nutzen das Restaurant-Wifi. Auf einem der Dächer der Rorbuer sitzen 3 flauschige Möwen-Küken und werden gefüttert. U geht spazieren und studiert an der Bushaltestelle die Abfahrtszeiten der Busse: Sommerfahrplan 22.6.-21.8., vorher und nachher (10 Monate) Winterfahrplan; so geht das. Kurz vor Mitternacht erschreckt uns ein Donner! Ein paar Windstösse, ein paar Regentropfen, dann kehrt wieder Ruhe ein im schönen Stamsund.
Gullvika
Sherpatreppe bei Svolvær
Svolvaer
Nyvåger
"Alpenwanderung"
bei Romstad für Schwindelfreie
Insel Mosken
Insel Moskenes
Die Warmfront gestern Abend beschert uns heute Morgen 15 Grad, es ist heiter und windstill, sogar die Möwen scheinen noch zu schlafen. Wir fahren raus, um 1030 sehen wir einen mittelgrossen Wal, er taucht mehrmals auf, wir sehen seine Fluke, whow! In Reine machen wir Halt zum Tanken. Beim Ablegen kommt die norwegische Polizei und überprüft die Aufenthaltsgenehmigung der Merci und unsere Pässe. Nun freuen wir uns auf den Moskenstraumen, einer der stärksten Tidenströme auf dem offenen Meer. Er schiebt uns tatsächlich mit bis knapp 4 Knoten. Beim Südkapp biegen wir ab in die nach Süden offene Bucht von Buvågen und machen an einer der grossen, gelben Tonnen fest. U badet, es ist so warm. Wir sind umgeben von hohen Bergen, es ist sehr speziell hier. So ruhig wie heute ist es wohl selten hier. Der Halibutt am Meeresgrund will einfach nicht beissen, obwohl R ihm seinen Köder vor die Nase hält.
Weiterhin ohne Wind und mit viel Sonne fahren wir in Sommerkleidung der Westküste der Lofoten entlang. An Backbord das Nordmeer, an Steuerbord die Berge, schroff, die senkrechten Wände glattgehobelt. abweisend, wären da nicht die tief eingeschnittenen Buchten mit Sandstränden (insgesamt 4). Eindrücklich, monumental, gewaltig ist die Szenerie. Puffins flüchten vor uns, die Alken sind weniger ängstlich. Adler hat es keine.
Nach dem Kapp Bergneset biegen wir nach Steuerbord ab. Völlig andere Szenerie, Häuser, Dörfer, lieblich die Berge. Kaum angelegt in Ramberg, werden wir freundlich begrüsst von eine Gemeinde-Angestellten mit der Bitte, zu bezahlen, viele Touristen würden das leider «vergessen»! Wir sind voller Energie heute, am längsten Tag, wandern auf den Knubben, und geniessen die Aussicht. Gegen Mitternacht, am schönen Sandstrand mit fast weissem Sand schauen wir der nicht untergehenden Sonne zu. Grosse Brachvögel fliegen aufgeregt umher. Ein geschenkter Tag.
Heute besteigen wir den «Volandstinden», knapp 500 müM, es lohnt sich, die Aussicht ist grandios Auf dem Rückweg sehen wir in einem Moorsee 2 Singschwäne. Zurück beim Schiff nimmt U ihr Meerbad, keine 5 Minuten später regnet es. Gute Planung ist doch alles!
Heute morgen um 7 Uhr ist es trüb, regnerisch und böig. Wir werden mit einem grossartigen Segeltag verwöhnt, Laukvik ist das Ziel, die «white cloud» aus Canada ist auch schon da.
Die Sonne zeigt sich wieder, wir machen bei Ebbe einen gut einstündigen Spaziergang durch das Marschgebiet rund um Laukvik. Unmengen von Wattwürmern haben ihre «Spaghetti» aufgeworfen, der weisse Sand, die runden Felsen, einmalig schön. Norwegen hat immer wieder eine Überraschung parat, mit dieser haben wir nicht gerechnet.
Zurück beim Schiff legen wir ab und nach einer ereignisarmen Motorfahrt machen wir im heimeligen Hennes fest. Die Sonne scheint, es hat einen Snarkjøp und einen einladenden, kleinen Campingplatz. Angeboten wird eine 10-stündige Wanderung auf den Møysalen. Wir wählen für uns die Seniorenwanderung aus. Vorbei am «Kaljordvatnet», einem See aus der letzten Eiszeit mit einem Tisch und einer Bank am Ufer mit unverbaubarer Aussicht auf den Møysalen, geht es auf einem Trampelpfad fast senkrecht hoch auf die «Hennesheia», wo wir die die Rundumsicht geniessen. R kann zwei Goldregenpfeifer fotografieren, bravo! Auf dem Rückweg werden wir mit einem weiteren Vogel belohnt: einem «dunklen Wasserläufer». Grosse Brachvögel fliegen auch hier laut zeternd aufgeregt umher. Ein geschenkter Tag! Eine HR 39 hat neben uns angelegt, die «Kamci», Norweger. Wir plaudern am Abend etwas zusammen. Dieser Ort ist ein Geheimtipp! Geschenkte Tage am Laufmeter!
Wir legen gegen Mittag ab, in Shorts und T’Shirt. Im Raftsund schiebt uns der Strom mit bis zu 3 Knoten. R fischt…3 Seegurken, wir werfen sie wieder über Bord (das Internet klärt uns später auf: Superfood) und fahren in den Trollfjord, legen zuhinterst am Steg beim Kraftwerk an, sitzen im Cockpit, schauen ins Wasser und...sehen einen Fischotter!
Wolken und Nebelschwaden hängen tief heute Morgen, damit haben wir nicht gerechnet. Mit der Polizei auch nicht. Wir müssen längsseits an ihr Boot und ins Röhrchen blasen: 0.0Promille. Die Polizisten scheinen erleichtert und wünschen gute Weiterfahrt. Im idyllischen, engen, mystischen Øyhellsund fischt R unser Abendessen, ein Skrei. Wieder Svolvaer, wieder Sonne. Wir holen bei der Poststelle im Kiwi die Batterie, den Router und die Isolationsmatten.
Endlich haben wir genügend Strom, Wir können nun elektrisch kochen (bis 2000Watt) und sind einige Tage völlig autark, auch ohne Solar und Wind. Der Router ist eine andere Geschichte, die gelieferte Firmware passt nicht zu den WLAN- und Mobile-Antennen.
Unter dem Sonnensegel sitzen wir in Sommerkleidung im Cockpit und schauen den Touristen beim Flanieren zu. Am Abend gönnen wir uns eine Pizza im Restaurant.
Wir ölen die Holzablage im Cockpit, tragen Boracol auf dem Teak auf, bringen die Webseite auf Vordermann und updaten die Karten im Plotter. Es wird nie langweilig auf dem Schiff!
Der Steg ist voll, Ausgelassenheit, Wochenende, Hochsaison in Nordnorwegen! Grössere Fischerboote legen an, sie wollen sich auch etwas von der Sommerstimmung einfangen.
vom Gletscher gehobelt
Lofoten Berge
Aussichtspunkt bei Ramstad
Fischköpfe müssen länger trocknen
Strand in Ramstad
grosser Brachvogel
dunkler Wasserläufer